Friedens-Region Ulm / Neu-Ulm
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Die Firma Hensoldt betreibt in der Region Ulm / Neu-Ulm / Alb-Donau - soweit wir wissen - VIER Radar-Testanlagen: in Erbach, Thalfingen, Straß und Dornstadt.
Genau genommen benutzt die Firma Hensoldt die ganze Region Ulm als "Radar-Versuchs-Gelände".
Pdf-Dokumente (siehe oben): Zwei Dokumente der Bundesnetzagentur, zum Herunterladen.
Von Bundesnetzagentur
Betreff AW: Details zu Funkanlagenstandorten mit Radar-Anlagen im Großraum Ulm [#213656]
Datum 23. März 2021 17:39
Anhänge: 10 pdf-Dateien, siehe unten.
Sehr Antragsteller/in
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die Karte der EMF-Datenbank https://emf3.bundesnetzagentur.de enthält alle standortbescheinigungspflichtigen Funkstandorte, für die der Bundesnetzagentur eine Inbetriebnahmeanzeige des Betreibers vorliegt. Für die Standorte (STOB-Nr. 751450, 27014045, 27012789, 27012438) ist bei der Bundesnetzagentur die Inbetriebnahmeanzeige nach der Nachfrage bei dem Betreiber eingegangen. Wir haben jetzt diese Standorte freigeschaltet.
Als beigefügte Anlagen erhalten Sie von mir die angefragten Standortbescheinigungen mit den technischen Datenblättern.
Die Antworten auf Ihre weiteren Fragen finden Sie in den beigefügten Standortbescheinigungen bzw. in den technischen Datenblättern zu diesen Standorten (außer Angaben, die der Betreiber als Betriebs- und Geschäftsgeheimnis betrachtet).
Mit freundlichen Grüßen...
Auf dem Foto oben und auf der Landkarte unten sieht man eine Radar-Test-Anlage der Firma HENSOLDT, Adresse: Am Herrenweg 1, 89155 Erbach. Etwa 300 Meter nordöstlich vom Ortsrand. Sichtbar von der Bundesstraße 311. Koordinaten: 48°20'25.1"N 9°54'21.5"E = 48.340291, 9.905984 = https://goo.gl/maps/9X9ZNdcoHEWu2WS77
Unten: Hensoldt Radar-Testgelände in 89278 Nersingen, Gemarkung Unterfalheim, Flurstücke 73/1 und 75. Es ist der Ortsteil STRASS, neben der Moschee in der Römerstraße, Eingang von der Christian-Hülsmeyer-Straße. Koordinaten: 48°25'16.5"N 10°09'42.9"E = 48.421237, 10.161904
https://goo.gl/maps/71reLzVgrdHbgKyJ6 Die Dokumente der Bundesnetzagentur, die diese Antennen betreffen, können bei uns angefragt werden.
Unten: Hensoldt Radar-Test- Anlage bei 89275 Elchingen, und zwar im Ortsteil THALFINGEN, Flurstück 225, zwischen Kugelbergweg und Friedhof, Koordinaten 48°26'27.3"N 10°03'16.7"E = 48.440909, 10.054649 https://goo.gl/maps/GGJYfybVPYN6w9YP7 Die Dokumente der Bundesnetzagentur, die diese Antenne betreffen, können bei uns angefragt werden.
Unten: Hensoldt Radar-Antenne auf der nordwestlichen Seite der Rommel-Kaserne in 89160 Dornstadt, Koordinaten 48.45225, 9.95028 Die Dokumente der Bundesnetzagentur, die diese Antenne betreffen, finden Sie unter "FragdenStaat.de" oder Sie können die Dokumente von uns bekommen.
Radar-Standort Dornstadt
Eine Radaranlage wie sie für Bundeswehr-Flugplätze entwickelt wurde soll auf dem Lerchenfeld bei Dornstadt installiert werden. Der Hersteller, Airbus Defence and Space, will dort auch an der Technik feilen.
25. Januar 2014, Dornstadt, SWP Ulm, von THOMAS STEIBADLER
ZITATE aus dem Artikel:
Der Gittermast wird gut 20 Meter hoch. Obendrauf kommen zwei Plattformen und eine zweigeteilte Antenne, fünf Meter hoch und etwas mehr als acht Meter breit. Bis zu den Spitzen der Blitzableiter-Stäbe wird der Mast 30 Meter in die Höhe ragen. Bis Ende des Jahres soll eine solche Anlage auf dem Lerchenfeld bei Dornstadt installiert werden. Am Donnerstag hat der Gemeinderat das Baugesuch von Airbus Defence and Space, wie die Rüstungs- und Raumfahrtsparte der Airbus-Gruppe jetzt heißt, akzeptiert.
Das Unternehmen, das bis vor wenigen Wochen als "Cassidian" firmierte, nutzt ein Grundstück knapp außerhalb der Rommelkaserne schon seit 20 Jahren immer wieder zu Testzwecken. Nach Firmenangaben wurde zum Beispiel von 1998 bis 2001 ein ASR (Airport Surveillance Radar) betrieben, also eine Radaranlage für Flughäfen. Nun soll die neue ASR-Generation folgen. Die Bundesnetzagentur habe bereits einen Frequenzbereich für die Anlage zugeteilt, so dass sie im Spätherbst in Betrieb gehen könnte, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber unserer Zeitung. Darüber hinaus sei eine Musterzulassung beantragt. Diese ist notwendig, denn die Dornstadter Anlage soll kein Einzelstück bleiben. Nach Darstellung der Firmenvertreter sollen 24 Bundeswehr-Flugplätze mit dem neuen ASR von Airbus Defence and Space ausgestattet werden. Wie diese Technik funktioniert, soll potentiellen Kunden in Dornstadt vorgeführt werden. Außerdem dient das so genannte Funktionsmuster "als Test- und Entwicklungsanlage für bestehende und zukünftige ASR-Produkte".
...Keineswegs sei an einen Dauerbetrieb rund um die Uhr gedacht, die Antenne auf dem Gittermast werde sich pro Jahr lediglich an 80 bis 100 Werktagen jeweils von 8 bis 18 Uhr drehen.
Link zu unserer Anfrage bei FRAGDENSTAAT.DE https://fragdenstaat.de/a/213656
Interessente können die Standortbescheinigungen und Datenblätter dort direkt ansehen bzw. herunterladen.
Was es bedeutet, dass Hensoldt im Raum Ulm diese Antennen betreibt:
Hensoldt betreibt die Funkanlagen an seinen Standorten zur Erprobung seiner Radar-Produkte.
Der Betrieb der Funkanlagen ist von der Bundesnetzagentur im Rahmen der gültigen Gesetze und Vorschriften genehmigt worden.
Nach erfolgter Betriebsgenehmigung durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) hatte Hensoldt lediglich "versäumt", die tatsächliche Inbetriebnahme der Funkanlagen bei der BNetzA anzuzeigen.
Erst im Jahre 2021, im Rahmen unserer IFG (Informationsfreiheits-Gesetz)-Anfrage an die BNetzA, hat die BNetzA bei Hensoldt nachgefragt. Hensoldt hat daraufhin die Inbetriebnahme der Funkanlagen von 4 seiner aktuell 5 Funkanlagen-Standorte angezeigt.
Für den Standort 89278 Nersingen, Gemarkung Unterfahlheim, Flurstück 73/1 (Standortbescheinigung, STOB 27013498) liegt zwar die Standortbescheinigung vor.
Diese Funkanlage ist allerdings noch nicht in Betrieb. Sie befindet sich vermutlich in unmittelbarer Nähe der beiden sich bereits in Betrieb befindlichen Anlagen STOB-Nr. 27012789, 89278 Nersingen, Römerstraße 43 und STOB-Nr: 27014045, 89278 Nersingen, Gemarkung Unterfahlheim, Flurstück 75
Welche Bedeutung haben diese Antennen für die Entwicklung militärischer Radaranlagen?
Um die technische Leistungsfähigkeit der Radaranlagen zu verifizieren, müssen diese auch praktisch erprobt werden.
Dazu können zum Beispiel
- zivile Verkehrsflugzeuge geortet werden, die "eh fliegen"
- militärische Flugzeuge geortet werden, die "eh fliegen"
- Dienstleister beauftragt werden, mit Flugzeugen entsprechende Flugziele dazustellen, um die Radaranlage zu erproben:
Z.B. ist die GFD GmbH eine deutsche Fluggesellschaft mit Sitz in Hohn und Basis auf dem Fliegerhorst Hohn.
Sie ist eine Tochtergesellschaft der Airbus Defence and Space und übernimmt vor allem Übungsaufgaben für die Bundeswehr:
https://de.wikipedia.org/wiki/GFD_Gesellschaft_f%C3%BCr_Flugzieldarstellung
Ohne eigene Funkanlagen zur Erprobung wäre die Entwicklung solcher Ortungssysteme nur sehr eingeschränkt möglich, z.B. nur bei ausgesuchten Kunden.
Welche Auswirkungen haben diese Antennen?
Die Sechsundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über elektromagnetischeFelder - 26. BImSchV)
siehe
https://www.gesetze-im-internet.de/bimschv_26/26._BImSchV.pdf
regelt den Schutz von Personen vor elektromagnetischen Feldern, die durch den Betrieb von ortsfesten Funkanlagen entstehen.
Der Nachweis der Gewährleistung des Schutzes erfolgt durch einen Standortbescheinigung (STOB) der BNetzA.
Meistens werden die erforderlichen Sicherheitsabstände hierzu theoretisch berechnet (aus Sendeleistung, Antennengewinn,
Sendefrequenz,...).
Bei unsicheren Berechnungsmethoden können auch Messungen im realen Betrieb zur Gewährleistung des Schutzes notwendig sein.
Bei den Anlagen von Hensoldt im Großraum Ulm erfolgte die Bestimmung der Sicherheitsabstände durch Berechnung.
Halten Personen diese Sicherheitsabstände zu den Antennen der Funkanlagen ein, dann ist der Schutz gemäß 26. BImSchV gewährleistet.
Die Sicherheitsabstände werden jeweils berechnet in horizontaler und vertikaler Richtung.
Ein Beispiel:
https://fragdenstaat.de/anfrage/details-zu-funkanlagenstandorten-mit-radar-anlagen-im-groraum-ulm/580756/anhang/27014045_STOB.pdf
Standortbezogener Sicherheitsabstand:
- Hauptstrahlrichtung: 21,59 m
- vertikal (90°): 2,45 m
- Montagehöhe der Bezugsantenne über Grund: 4,44 m
Das heißt:
- die Antenne befindet sich auf einem Träger oder Mast installiert, in einer Höhe von 4,44 m über Grund
- ab einem Abstand von 2,45 m unterhalb der Antenne (also 1,99 m über Grund) ist der vertikale Sicherheitsabstand erreicht.
Steigt man also am Mast hoch, sind unterhalb 1,99 m über Grund die Grenzwerte gemäß 26. BImSchV unterschritten.
Steigt man weiter hoch, sind ab einer Höhe von 1,99 m über Grund die Grenzwerte gemäß 26. BImSchV überschritten.
- ab einem Abstand von 21,59 m auf Antennenhöhe (also 4,44 m über Grund) ist der horizontale Sicherheitsabstand erreicht.
Befindet man sich also in 4,44 m Höhe und ist weiter als 21,59 m von der Antenne entfernt, dann sind die Grenzwerte gemäß 26. BImSchV unterschritten.
Befindet man sich in 4,44 m Höhe, und ist näher als 21,59 m von der Antenne entfernt, dann sind die Grenzwerte gemäß 26. BImSchV überschritten.
Über Trigonometrie kann man den Sicherheitabstand auf eine Höhe von z.B. 2 m umrechnen. Ganz grob kann man aber sagen: Sobald man den horizontalen Sicherheitsabstand zur Antennen einhält (unabhängig von der Höhe), sind die Grenzwerte gemäß 26. BImSchV sicher unterschritten.
Die Anlagen mit den größten einzuhaltenden Sicherheitsabständen sind also:
89155 Erbach, Am Herrenweg 1:
https://fragdenstaat.de/anfrage/details-zu-funkanlagenstandorten-mit-radar-anlagen-im-groraum-ulm/580756/anhang/751450_STOB.pdf
Standortbezogener Sicherheitsabstand (West über 8 m):
- horizontal in Hauptstrahlrichtung: 123,76 m
- Hauptstrahlrichtung: keine Vorzugsrichtung, Abstrahlung in alle Richtungen
- vertikal (90°): 5,22 m
- Montagehöhe der Bezugsantenne über Grund: 8,00 m
Standortbezogener Sicherheitsabstand (Gelände Süd-Ost und Süd (über 8 Meter)):
- horizontal in Hauptstrahlrichtung: 80,83 m
- Hauptstrahlrichtung: keine Vorzugsrichtung, Abstrahlung in alle Richtungen
- vertikal (90°): 2,56 m
- Montagehöhe der Bezugsantenne über Grund: 10,60 m
Standortbezogener Sicherheitsabstand (Erprobungsgebäude Süd-Ost):
- horizontal in Hauptstrahlrichtung: 31,01 m
- Hauptstrahlrichtung: keine Vorzugsrichtung, Abstrahlung in alle Richtungen
- vertikal (90°): 1,55 m
- Montagehöhe der Bezugsantenne über Grund: 10,00 m
89278 Nersingen, Römerstraße 43:
https://fragdenstaat.de/anfrage/details-zu-funkanlagenstandorten-mit-radar-anlagen-im-groraum-ulm/580756/anhang/27012789_STOB.pdf
Standortbezogener Sicherheitsabstand:
- horizontal in Hauptstrahlrichtung: 43,83 m
- Hauptstrahlrichtung: 20 ° - 130 ° (Nord über Ost)
- vertikal (90°): 30,99 m
- Montagehöhe der Bezugsantenne über Grund: 2,60 m
89278 Nersingen, Gemarkung Unterfahlheim, Flurstück 75:
https://fragdenstaat.de/anfrage/details-zu-funkanlagenstandorten-mit-radar-anlagen-im-groraum-ulm/580756/anhang/27014045_STOB.pdf
Standortbezogener Sicherheitsabstand:
- horizontal in Hauptstrahlrichtung: 21,59 m
- Hauptstrahlrichtung: keine Vorzugsrichtung, Abstrahlung in alle Richtungen
- vertikal (90°): 2,45 m
- Montagehöhe der Bezugsantenne über Grund: 4,44 m
Fazit:
- Die Funkanlagen an den oben genannten Standorten von Hensoldt sind genehmigt.
- Die Standortbescheinigungen der Bundesnetzagentur dazu sind frei zugänglich über fragdenstaat.de
- Nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik (vom Gesetzgeber definiert in der 26. BImSchV) gelten Sicherheitsabstände. Werden diese eingehalten, sind Personen vor elektromagnetischen Feldern ausreichend geschützt.
- An den Anlagen ist also "rechtlich" nichts zu beanstanden.
- Die Anlagen dienen dem Geschäftsmodell "Rüstungsindustrie / Sicherheitstechnik", was in Deutschland nicht verboten ist.
- Eine "moralische" bzw. "ethische" Legitimation dieses Geschäftsmodells sieht der Gesetzgeber nicht vor.
- Die Funkanlagen sind Teil eines Geschäftsmodells, das aus "unserer" Sicht "verwerflich" ist, aber "rechtlich" ist nichts zu beanstanden.
AUGSBURGER ALLGEMEINE, 05.08.2017, Von Oliver Helmstädter. Wo unsichtbare Raketen fliegen, Ulm/Nersingen.
In Straß testet der Ulmer Hensoldt-Standort Artillerieortungsradare. Künftig soll auch das Thema Flugüberwachung eine Rolle spielen – Gefahr durch Strahlung hingegen nicht.
Es geht orientalisch zu im Straßer Industriegebiet. Vorbei am weithin sichtbaren Minarett der Sultan-Masjid-Moschee führt der Weg in die Christian-Hülsmeyer-Straße. An deren Ende stehen – in einem Hochsicherheitstrakt verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit – Militärfahrzeuge mit arabischer Beschriftung in Wüsten-Tarnfarbe.
Das neu angebrachte Straßenschild ist ein Hinweis auf den Nutzer: Hülsmeyer gilt als Erfinder des Radars. Und so ist die Christian-Hülsmeyer-Straße eine Reminiszenz an die Ulmer Radarhochburg Hensoldt (früher Airbus Defence and Space), die seit dem Frühjahr auf dem 2,2 Hektar großen Gelände Radaranlagen montiert und testet. 2,5 Millionen Euro investierte das Unternehmen in zwei Gebäude, komplizierte Technik und einen Erdwall. Der soll vor Strahlung schützen. Wie Hensoldt-Pressesprecher Lothar Belz betont, würde auf der Hensoldt-Anlage in Straß das Dreifache der gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsabstände eingehalten. Und um zusätzlich etwaig vorhandene Bedenken in der Bevölkerung zu zerstreuen, sei noch ein Erdwall aufgeschüttet worden.
Dabei sei die nach wie vor weit verbreitete Vorstellung von gefährlichen Radaranlagen ohnehin überholt. Die rührten aus einer Zeit, als Röntgenstrahlung die Norm bei Radargeräten gewesen sei. Die Gefährlichkeit früherer Anlagen ging nicht von der Radar-Mikrowellenstrahlung aus, sondern von der nebenbei in der Elektronik der Geräte erzeugten ionisierenden Strahlung. Die in Ulm entwickelten Radaranlagen kommen ohne ionisierende Strahlung aus, so Belz.
Dazu gehört das Artillerieortungsradar Cobra. Sechs bis acht dieser viele, viele Millionen Euro kostenden, auf Laster montierten Anlagen sollen künftig pro Jahr in Straß endmontiert und getestet werden. Dafür kommen auch hohe Militärs aus den verschiedensten Ländern in den Nersinger Ortsteil, um sich vom Funktionieren des Systems zu überzeugen.
Je nach Auftragslage arbeiten 30 bis 40 Leute bei Hensoldt in Straß, die projektbezogen ihren Arbeitsplatz von Ulm verlegen. Cobra gilt als das modernste und leistungsfähigste, derzeit auf dem Markt verfügbare, Artillerieortungsradar.
Hauptaufgabe des Systems ist die Ortung und Klassifizierung schießender gegnerischer Artillerie sowie Mörser unter allen Wetterbedingungen mit hoher Genauigkeit. Das von Frankreich, Deutschland und Großbritannien gemeinsam ins Leben gerufene System ist, nach Angaben der Bundeswehr, dabei in der Lage im Aufklärungssektor in bis zu 40 Kilometer Entfernung 40 Feuerstellungen in zwei Minuten zu erfassen. Geschossen wird rund um Straß allerdings nicht, wie Belz betont. Die feindlichen Raketen würden elektronisch simuliert. Und auch Flugzeuge würden wegen der Hensoldt-Anlage nicht über Nersingen fliegen. Nichts deutet auf eine Militäranlage hin. Belz: „Wir simulieren alles.“ Von der Flugkurve der Geschosse bis hin zu extremer Kälte oder Wüstenhitze. Dafür stehen Klimakammern bereit, schließlich nutze Großbritannien beispielsweise Cobra bereits im Irak. Über die Hensoldt-Kundschaft darf Belz eigentlich nicht reden. Bekannt ist nur, dass die Bundeswehr über zehn Cobra-Systeme in der Artillerietruppe verfügt. Aber der Rüstungs-Informationsdienst der Bundesregierung verrät etwa, dass Ulmer Cobra-Radare auch von den Vereinigten Arabischen Emiraten eingesetzt werden. Die Stückzahlen sind extrem gering. Anders sieht das bei Flugsicherungsradaren für Flughäfen aus. Eine Testanlage in Straß sei im Aufbau, nachdem die Flächen-Kapazitäten auf dem Hensoldt-Standort in Erbach erschöpft seien.
Den ersten zivilen Auftrag zog Hensoldt bereits an Land: Die Deutsche Flugsicherung orderte mehrere Flugüberwachungsradare. Die Technik aus der Ulmer Radarhochburg in der Wörthstraße solle der Konkurrenz weit überlegen sein, wie Hensoldt in einer Publikation betont: Reichweite und Höhenerfassung des Radars erlaubten ein vier Mal größeres Abdeckungsvolumen verglichen mit auf dem Markt befindlichen Radaren.
>>Aus sicherer Quelle wissen wir, dass der Vorstand der Firma Hensoldt sich immer sehr freut, wenn sich Menschen für diese Radar-Test-Anlagen interessieren, sich in der Nähe dieser Testanlagen herumtreiben und Fotos machen :-)
>>Genauso groß ist die Freude bei Hensoldt, wenn sich der Gemeinderat und die Medien für diese Testanlagen interessieren :-)
Alle Videos
HENSOLDT-Radar-Test-Anlage bei 89155 Erbach, gefilmt am 12. Nov. 2021
https://www.urgewald.org/medien/irrwegen-hensoldt-ag-kooperiert-fragwuerdigen-kunden
Auf Irrwegen: Hensoldt AG kooperiert mit fragwürdigen Kunden. Pressemitteilung. Berlin, Kapstadt, München, 18.05.2021
Anlässlich der heutigen, ersten Hauptversammlung der Hensoldt AG nach dem Börsengang im vergangenen Herbst fordern die Nichtregierungsorganisationen urgewald und Open Secrets den Konzern auf, nicht weiter auf Wachstum durch Aufrüstung von Armeen und Waffenexporte in Kriegs- und Krisengebiete zu setzen.
Die Hensoldt AG hält im Rahmen einer ehrgeizigen Wachstumsstrategie an Geschäften mit hochproblematischen Kunden wie Saudi-Arabien fest. Ziel ist es, über den 2019 in Südafrika eröffneten Produktionsstandort Kunden im gesamten Nahen Osten mit Radargeräten für Kampfflugzeuge oder Sensoren für die Grenzsicherung zu beliefern.
Ende 2019, zu einem Zeitpunkt, in dem Saudi-Arabien schon seit mehreren Jahren in völkerrechtswidrige Kriegshandlungen im Jemen verstrickt und bereits ein Exportstopp von Deutschland nach Saudi-Arabien in Kraft gesetzt war, unterzeichnete Hensoldt in Riad eine exklusive Vereinbarung mit dem saudischen Unternehmen Intra Defense Technologies zur gemeinsamen Entwicklung luftgestützter elektro-optischer Systeme, um von Flugzeugen und Drohnen aus Ziele überwachen und erfassen zu können.
Nach Informationen der südafrikanischen Non-Profit-Organisation Open Secrets setzen die saudischen Streitkräfte derzeit im Jemenkrieg Überwachungsdrohnen mit Hensoldt-Technologie ein. Am 6. Januar 2021 veröffentlichten die Houthi-Streitkräfte Videoaufnahmen und Fotos einer von Houthi-Kämpfern abgeschossenen saudi-arabischen Drohne, die das von Hensoldt hergestellte optische System Argos II trug. Hensoldt stellt diese Systeme in seiner südafrikanischen Produktionsstätte her.
Michael Marchant von Open Secrets sagt dazu: „Wie Rheinmetall ist auch Hensoldt ein deutsches Unternehmen mit umfangreichen Aktivitäten in Südafrika. Sie beliefern das saudische Militär von dort aus mit Waffensystemen und profitieren dabei von weniger strengen Export- und Umsetzungsregeln in Südafrika. Der Umweg über Südafrika ermöglicht Hensoldt den Zugang zu lukrativen Kunden und Märkten wie Saudi-Arabien, was derzeit von Deutschland aus verboten ist.“
Das Handeln der Hensoldt AG steht im krassen Widerspruch zu ihrem jüngst unterzeichneten Bekenntnis zum UN Global Compact, eine Intitiative der Vereinten Nationen für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Darin verpflichtet sich der Konzern dazu, internationale Menschenrechte zu unterstützen und zu achten sowie sicherzustellen, sich nicht an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig zu machen.
Niels Dubrow von der NGO urgewald sagt dazu: „Problematische Waffenexporte über Auslandsstandorte abzuwickeln, das hat fatale Folgen. Das kennen wir schon vom deutschen Rüstungsprimus Rheinmetall. Die Hensoldt AG hat sich hier ein ganz falsches Vorbild ausgesucht. Statt die gleichen Fehler zu begehen, sollte der Konzern auf Exporte an Staaten verzichten, die kriegführende und menschenrechtsverletzende Staaten beliefern.“
Die beiden NGOs fordern ferner die Bundesregierung als Großanteilseignerin (Sperrminorität von 25,1 Prozent) auf, zu verhindern, dass die Hensoldt AG mit ihren Geschäften in Südafrika den deutschen Rüstungsexportstopp für Saudi-Arabien im Zusammenhang mit dem Jemenkrieg umgeht.
Auch sollten Hensoldt und die Bundesregierung sich von den Plänen distanzieren, Milliarden für die Entwicklung neuer Kampfflugzeuge und Panzer auszugeben. Diese finanziellen Mittel werden angesichts der Folgen der Corona-Pandemie an anderer Stelle dringender benötigt.
Kontakte: Niels Dubrow | Rüstungs-Campaigner, urgewald. +49 (0)30/284822-71, niels.dubrow@urgewald.org | Michael Marchant, Head of Investigations, Open Secrets
+27 82 772 2936, mmarchant@opensecrets.org.za | Stefanie Jellestad, Pressesprecherin, stefanie.jellestad@urgewald.org
+49 (0)30 863 29 22-60